Ruhrpott Teil 5: Halden

Bis zu unserem Besuch im Ruhrgebiet hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung was Halden sind. Aber ich hatte mich bisher auch nicht mit dem Thema Bergbau und Ruhrgebiet befasst… umso positiver überrascht war ich, welch tolle Kunstwerke auf den stillgelegten Halden geschaffen wurden.

Wikipedia erklärt: Im Bergbau bezeichnet Halde einen künstlich aufgeworfenen Hügel, der aus dem ausgeräumten, wertlosen Material besteht, das beim Abbau von Rohstoffen anfällt. Dabei steht die Halde auf nicht bergmännisch bearbeitetem Gelände.

Auf dieser sehr informativen Seite suche ich mir für unseren Trip ins Ruhrgebiet einige Halden aus, die mich auf Anhieb ansprechen. Nicht ganz einfach, denn es gibt insgesamt 33 Halden im Ruhrgebiet.

Unsere Highlights sind Tiger & Turtle im Duisburger Süden und der Tetraeder in Bottrop.

Im Essener Norden liegt die Schurenbachhalde, eine der jüngsten Abraumhalden der Region. Der amerikanische Bildhauer Richard Serra wurde 1996 mit der künstlerischen Umgestaltung der Halde beauftragt. Dieser entschied sich für eine imposante Skulptur aus Corten-Stahl. Mitten auf dem Plateau ragt nun diese 15 Meter hohe und 4 Meter breite Stahlplatte in den Himmel. Sie ist Denkmal und Sinnbild der industriellen Vergangenheit des Reviers.

Bei unserem Besuch ist das Wetter kalt, regnerisch und wenig verlockend, die Halde zu erkunden. Ein kurzer Spaziergang im Nieselregen soll es werden und dank lila Regenschirm wird daraus eine kleine Fotosession, die sehr viel Spaß macht.

Halde Haniel ist die derzeit höchste Halde im Ruhrgebiet. Das Besondere ist ihr Aufstieg, ein Kreuzweg mit 15 Stationen.  Gestaltet sind die einzelnen Stationen mit Gegenständen und Werkzeugen der angrenzenden Zechen, um an die schweren Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergleute zu erinnern. Auch Papst Johannes Paul II besuchte bereits diesen Kreuzweg.

Station 1: Pilatus wäscht seine Hände und Station 2: Jesus nimmt sein Kreuz auf sich.

Die Stationen stimmen nachdenklich, nicht nur religiös gesehen, sondern auch darüber nachzudenken, welche gesundheitlichen Folgen diese harte Arbeit mit sich brachte. Staublunge, Asthma, Schwerhörigkeit und körperlicher Verschleiß sind nur einige Beispiele, die das Leben der Bergleute beeinträchtigte und häufig schon früh sterben ließ.

Wir sind gespannt, was uns nach diesem beeindruckenden Kreuzweg auf dem Gipfel erwartet. Wow – eine Kunstinstallation aus einer Reihe bunt bemalter Bahnschwellen.

Von hier oben haben wir einen unendlichen Weitblick über das nordwestliche Ruhrgebiet und das Bergwerk Prosper-Haniel. Und wieder bin ich erstaunt, wie grün das Ruhrgebiet ist.

Im nördlichen Ruhrgebiet erkunden wir die Halde Hoheward, die einen ganz anderen Charakter als die zuvor besuchten Halden hat. 180 Millionen Tonnen Bergegestein wurden hier aufgeschüttet und zu einer ungewöhnlichen Freizeit- und Kulturlandschaft umgestaltet.

Drei Wahrzeichen prägen die Halde Hoheward: die Drachenbrücke, die uns am östlichen Eingang begrüßt, der Obelisk als Schatten-Werfer für die riesige Sonnenuhr und…

das Horizont Observatorium. Es besteht aus zwei Stahlröhren-Bögen mit einem Durchmesser von etwa 90 Metern und einem zentralen Platz, dem Zentrum der Himmelsbeobachtung. Von hier lassen sich bestimmte astronomische und geographische Konstellationen ablesen, vergleichbar mit Stonehenge in Südengland. Leider gab es schon kurz nach der Fertigstellung sicherheitstechnische Probleme und wir können das Wunderwerk nur durch einen Bauzaun bestaunen.

Ich hoffe euch hat der Einblick und Ausblick der Halden gefallen und seid gespannt, was wir als nächstes im Ruhrgebiet entdeckt haben.

5 Gedanken zu “Ruhrpott Teil 5: Halden

  1. Du bist ja eine Halden-Spezialistin geworden. Vieles was du beschrieben hast kannte ich nicht und jetzt bin auch ich ein wenig schlauer geworden. Muss allerdings gestehen,dass ich mich auch nie damit beschäftigt habe. Toller informativer Beitrag mit schönen Fotos ! Manni

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  2. Ich habe den Eindruck, das Ruhrgebiet arbeitet sehr stark an seinem Image und rüstet wirklich auf in Sachen Tourismus. Wir waren sehr begeistert von dieser uns unbekannten Ecke, dem Angebot an Kultur, Bergbautradition und dem vielen Grün… allerdings waren wir auch wieder froh, ins beschauliche Oberschwaben zu kommen, denn die Massen an Fahrzeugen und unendlichen Autobahnen sind wir einfach nicht gewohnt.
    Einen schönen Abend noch
    Sabine

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